Jeder neue Tag barg für Stefan Hanke (*1961, Regensburg) die Gefahr, einen Menschen weniger kennenlernen zu können, der eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte überlebt hat, die in Europa je stattgefunden hatten. Seit beinahe elf Jahren reist der Fotograf für sein Projekt Tausende von Kilometern, um die letzten Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager zu treffen. Bei diesen intensiven Begegnungen entstanden Aufnahmen, die uns Geschichte(n) äußerst reflektiert näherbringen. So traf Hanke auf die polnische Schriftstellerin Zofia Posmysz am Morgen nach ihrer Verleihung des Bundesverdienstkreuzes in einer Baracke des ehemaligen Frauenlagers Auschwitz-Birkenau. Während er den Prager Pavel Stránský im Nürnberger Justizpalast aufnahm, wo sich zwischen 1945 und 1949 die führenden Vertreter des NS-Regimes vor Gericht verantworteten. Hankes Bilder sind keine Dokumentationen, sondern Interpretationen dieser spannenden Begegnungen.